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Robert J. Berghausen


 

27.10.03

"Wallfahrten in religionswissenschaftlicher Hinsicht"

Vortrag vom 24.10.03 in der
Niederrhein-Akademie

Sehr geehrte Damen und Herren,

Religionswissenschaft als Kulturwissenschaft der nördlichen Hemisphäre hat im Laufe der letzten Jahrzehnte ihren früheren Anspruch aufgegeben, dass es Einzelpersönlichkeiten gelingen könnte Überblicke und Einblicke in die Gesamtheit des Religiösen zu geben. Im interreligiösen Dialog haben wir gelernt, wie vorurteilsbehaftet und verstellt der Blick in eine Gesellschaft und Kultur ist, der wir aufgrund eigener Sozialisation ferne stehen. Vielmehr hat es sich bewährt, wenn jeweils das selbsterfahrene Segment in die Betrachtung und Diskussion eingebracht wird. Dieser Einsicht folgend beschränke ich mich in meinem Vortrag auf regionale Gegebenheiten und versuche Ihnen zugleich einen Einblick in die religionswissenschaftliche Basisarbeit zu geben.


Wallfahrten und Heiligenverehrung gehören nicht zu den Zentralthemen der Religionswissenschaft. Erst mit der Veröffentlichung des Anthropologen Victor Turner „Pilgrimage as Social Process“ im Jahr 1974 rückten Wallfahrt, Heiligenverehrung und Pilgerwesen in eine nähere Betrachtung. Dem Geist seiner damaligen Zeit gemäß sieht Turner die Wallfahrt als eine prozessuales Geschehen in dessen Zentrum die soziale Interaktion steht.
Zusammen mit seiner Frau Edith Turner veröffentlichte Victor Turner 1978 „Image and Pilgrimage in Christian Culture“.
Die Autoren gehen über den soziogenetischen Ansatz hinaus und beleuchten kulturelle, symbolische und theologische Aspekte des Pilgerns.
Die Arbeiten Turners sollten bis zur Gegenwart die einzigen spezifisch religionswissenschaftlichen Monografien zum Thema bleiben, während Theologie und Volkskunde eine Fülle an Material bieten, das hier allerdings aus methodischen Gründen keine ihr zukommende Würdigung finden kann.

In meinem Vortrag stütze ich mich auf die Grundlagenarbeit des Ehepaares Turner, verwende jedoch im empirischen und analytischen Teil eigene Ergebnisse.

Mit der Wallfahrt sind wir am heutigen Tag dank des genius loci unmittelbar verbunden. Doch nicht allzu weit von hier entfernt und noch in der Frühphase ihrer Entstehung befinden sich zwei weitere Orte, an die es die Pilger hinzieht.

Im Kreis Düren macht seit 2001 das Dorf Sievernich von sich reden. Dort erscheint einer 35-jährigen Ehefrau und Mutter, von der nur der Vorname Manuela bekannt ist, die Gottesmutter Maria und verkündet der Seherin Botschaften an die Menschheit. Sievernich wurde innerhalb kürzester Zeit zur Pilgerstätte, nachdem auch von Krankenheilungen berichtet worden war. Das zuständige katholische Bistum Aachen tut sich mit der Anerkennung der Mysterien in Sievernich schwer. Die Botschaften der durch Manuela sprechenden Mutter des Jesus von Nazareth wollen so gar nicht dem Duktus einer aufgeklärten Theologie entsprechen. Auch das ästhetische Empfinden wird in Anbetracht von Kitsch und Tinnef einem harten Toleranztest unterzogen.
Wohin in Siervernich die Reise gehen wird, bleibt offen.

Wenden wir uns der zweiten erwähnenswerten neuzeitlichen Pilgerstätte zu, dem Dorf Nordenau im Hochsauerland. Nordenau war einst nur wenigen Insidern bekannt als Geburts- und Wohnort des CDU-Politikers Heinrich Köppler, der einstmals erfolglos versuchte den SPD-Ministerpräsidenten und bekennenden Atheisten Heinz Kühn aus dem Amt zu drängen.

Nordenau ist als Fallbeispiel religionswissenschaftlichen Arbeitens besser geeignet als Siervernich. Nordenau als Wallfahrtsstätte entwickelt sich nämlich von einem eher profanen Ort paramedizinischen Heilens zu einer religiösen Heiligungsstätte, die im Gegensatz zu Sievernich nicht an das gläubige Traditionsbewusstsein einer Konfession gebunden ist.

Die Anfänge der Nordenauer Wallfahrt gehen auf das Jahr 1992 zurück.
Nordenau galt und gilt als Luftkurort. Ein niederländischer Kurgast hatte sich im Landhotel Thommes einquartiert. Der Weinkeller dieses Hotels lag in einem seit 1927 stillgelegten Schieferstollen. Der mit dem Hotelier befreundete Niederländer betrat erstmalig den Weinkeller und stellte fest, dass der Stollen eine eigenartige Atmosphäre hatte. Nun muss man wissen, dass der Niederländer paranormale Fähigkeiten hatte. Er war Rutengänger und somit ein Mensch mit hellseherischen Kräften.

Der Rest ist schnell erzählt. Die ersten Kranken wurden in den Stollen gebracht. Es gab spektakuläre Heilungen, so jedenfalls berichtete die Presse, und die ersten organisierten Busreisen nach Nordenau. Der Hotelier hat den Stollen gesichert und ausgebaut. Im Halbstundentakt werden ca. 40 Menschen in den Stollen geführt. Sie nehmen auf Klappstühlen Platz, setzen sich mit dem Gesicht zu östlich gelegenen Wand des Stollens und verharren 20 Minuten in Schweigen. Viele Besucher nehmen eine Meditationshaltung ein, indem sie die Hände schalenförmig ineinander legen. Beim Herausgehen gibt es die Möglichkeit, vom im Stollen ausgetretenen Wasser zu trinken bzw. sich davon in eine mitgebrachte Flasche abfüllen zu lassen.
Für den gesamten Service werden 6,- € verlangt. Das ist nicht viel. Doch bei ca. 500 Besuchern pro Tag lässt sich erahnen, welche Blüte das Dörfchen Nordenau erfahren hat.

Über die Besucher des Stollens gibt es bislang keine religionssoziologischen Untersuchungen. Bei meinen mehrmaligen Besuchen in Nordenau stellte sich mir stets das gleiche Bild dar: Menschen mittleren und höheren Alters, viele von Krankheit deutlich gezeichnet. Auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge mit deutschen Kennzeichen und solche des umliegenden Auslands.
Mag das Publikum auf den ersten Blick auch gemischt sein. Eine große Bevölkerungsgruppe Deutschlands fehlt eklatant: Menschen des islamischen Kulturkreises. Die Gründe dieses Fehlens wären eine gesonderte Studie wert, deren Thema „Islam und westliche Inkulturierung“ sein könnte.

Als Besonderheit gelten die japanischen Besucher Nordenaus.
Mehrere hundert Japaner nehmen jährlich die Strapaze einer Reise an das andere Ende der Erde auf sich, um in Nordenau Heilung zu finden. Nordenau-Wasser wird kubikmeterweise per Luftfracht nach Japan geschickt. Und es gelang sogar die strengen Einfuhrbestimmungen zu überwinden.

Was also treibt einen Japaner ins ferne Deutschland? Gibt es nicht auch im eigenen Land eine Fülle von Gnadenstätten?
Japanische Zen-Klöster versprechen Heilung durch Einweihung in die Tiefen des Jetzt. Auch die Philippinen sind geografisch nicht weit von Japan entfernt. Dort schlummert unter dicker katholischer Decke, gespickt mit Marienheiligtümern und zahllosen Gebetsorten ein spiritistischer Untergrund. Der philippinische Spiritismus meldet angebliche wunderbare Erfolge, deretwegen sich jährlich tausende Amerikaner, Australier und Europäer auf den Weg machen, um per Geistchirurgie von Tumoren, Depressionen und anderen schweren Schicksalsschlägen befreit zu werden.

Die Frage bleibt. Was zieht den Menschen in die Ferne, lässt Raum und Zeit in die Bedeutungslosigkeit verschwinden, um das Heil an einem geografisch-metaphysischen Ort zu suchen, der sich den Kategorien des verständigen Bewusstseins zu entziehen scheint?

Victor Turner gibt in „Pilgrimage as Social Process“ Faktoren an, die in jeweils wechselnder Intensität eine Pilgerreise ausmachen.

Zum einen die Wallfahrt als Erlebnis des Übergangs. Sie hat die drei klassischen Stadien eines Rite de passage, eines Übergangsritus: Aufbruch, Erreichen des Ziels, Rückkehr am Ausgangsort.
Der Unterschied zum klassischen Initiationsritus besteht darin, dass der Veränderungsprozess in den Wechsel des geografischen Orts gelegt wird, nicht alleine in das Metanoiete, den Umkehrprozess des Bewusstseins. Obwohl das Eine das Andere keineswegs ausschließt.

Die Reise selbst bietet in sich eine Fülle von Veränderungsprozessen, die jeweils ein erstrebenswertes Ziel darstellen. Die Wallfahrer verlassen mit ihrem Heimatort zugleich auch ihren sozialen Kontext. Es kommt zu einer Angleichung, Nivellierung manchmal sogar Umkehrung des angestammten oder erworbenen Status. Es ist ein Effekt, der auch von Abenteuertouristen in Form ausgebrannter Manager gesucht wird, um auch einmal den Kick des Underdogs zu bekommen, um aber dann doch letztlich Sieger zu bleiben, indem man alle Widernisse und Gefahren erfolgreich überwunden hat. Diese Erfahrung kann heilsam sein, wenn sie denn anhält. Eine religiöse Konnotierung wird dann erreicht, wenn das soziale Erlebnis transzendiert wird, so wie wir es aus vielen Jesus-Gleichnissen kennen.

Im Islam ist die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, das Erlebnis der Gleichheit aller Männer vor Gott. Aller Menschen wäre zu viel gesagt, denn die Frauen sind von der eigentlichen Wallfahrt ausgeschlossen.

Wenn Sie in hiesigen Landen noch das Erlebnis einer Wallfahrt bekommen wollen, die Turners Idealbild ähnlich ist, dann begeben Sie sich im Frühjahr auf den gemeinsamen frommen Fußmarsch von Köln nach Walldürn im Odenwald. Höchstens die Qualität Ihres Schuhwerks lässt dann auf Ihre soziale Herkunft schließen. Doch wird Ihnen das nicht viel nutzen. Der neben Ihnen auf dem Turnhallenboden schnarchende Briefträger hat dennoch die bessere Kondition.

Jede Wallfahrt, mag sie auch als Einzelreise beginnen, führt und endet in der Gemeinschaft der sich am Zielort Versammelnden.
Es ist eine Versammlung der Gläubigen, deren Glauben durch das gemeinsam Erlebte gestärkt wird.

Mag die Reise auch durch fremdes Land gehen, im Gepäck wird das Glaubensgut mitgetragen und in der Konfrontation mit dem Unglauben oder der Häresie der Fremden verteidigt und geschärft.

In den letzten Jahren wird die Wallfahrt verstärkt als Mittel der Neuevangelisierung einer entkirchlichten Gesellschaft genutzt.
Erstaunlich viele Jugendliche nehmen an den großen und strapaziösen Wallfahrten teil. Das Erlebnis einer situativ intakten Glaubensgemeinschaft wirkt anziehend und weckt den Entschluss, dieser Gemeinschaft über die Wallfahrtszeit hinaus anzugehören.
Dieser sozialpsychologisch erklärbare Vorgang ist jedoch völlig wertfrei. Er kann für jede Religion, Weltanschauung und Ideologie gleichermaßen genutzt werden.
Viktor Turner sieht in der Wallfahrt eine den Glauben konservierende Praxis. Die Wallfahrt drücke den Glauben aus, schaffe jedoch keine Inhalte, die nicht auch schon bei Antritt im depositum fidei vorhanden seien. Diese Aussage gelte für den sozialen Prozess des Pilgerns, nicht für dessen individuelles Erleben. Der einzelne Pilger kann ungeachtet des gemeinsamen Betens in strenger Immanenz verharren und das Ende des Fußmarsches herbeisehnen. Ein anderer hingegen wird durch Singen, Beten, Schweigen in mystische Zustände versetzt. Die Wallfahrt wird ihm zur Privatoffenbarung, die keineswegs dem orthodoxen Glauben folgen muss.

In diesem Punkt kann ich Turner nicht ganz folgen. Es gibt durchaus Wallfahrtsziele mit denen sich eine religiöse Neuerung verbindet. Denken Sie nur an Lourdes als Vorbereitung der Promulgierung des Dogmas von der Immaculata Conceptio.
Auch mit der Wallfahrt nach Medjugorje verbindet sich eine Protesthaltung gegen die dortigen Ortsbischöfe.
Insofern ist die Wallfahrt Ausdruck des Glaubens, mag er konservativ-orthodox oder auch kirchenkritisch sein.
Weiter erklärungsbedürftig scheint mir im Bereich der Religionswissenschaft der Begriff des Konservativen zu sein.
Hier ist leider nicht der Ort, um dieses spannende Thema zu vertiefen.

Bei einer überwiegend säkularen Wallfahrten wie derjenigen zum Nordenauer Stollen mag die Grenzziehung zwischen liberal und konservativ auf den ersten Blick anders erscheinen. Doch auch hier verläuft eine ähnliche Demarkationslinie zwischen Naturalismus und Supranaturalismus, wenn es um die letztliche Bewertung des Wassertrinkens und Höhlensitzens geht. Der Nordenau-Wallfahrer ist voraufgeklärt und postmodern zugleich. Seine Referenzen findet er sowohl bei Agrippa von Nettesheim als auch bei Rupert Sheldrake.

Die Wallfahrt als Demonstration des Glaubens kann sich auch darstellen als Kreuzzug gegen den Ungeist gottlosen Handelns. Im emsländischen Heede trotzte 1937 die treukatholische Bevölkerung dem Verbot der Naziregierung und ignorierte das Taktieren des Osnabrücker Bischofs. Die Menschen strömten zu Tausenden nach Heede und demonstrierten ihre Verbundenheit mit der an diesem Ort erscheinenden Mutter Jesu.
Die Nazis entsandten Polizeikräfte, die jedoch unter dem Druck der Massen zurück wichen. Erst im zweiten Anlauf und unter Hinzuziehung von Polizisten aus dem benachbarten Ostfriesland gelang es, die Demonstration zu zerschlagen.

Auch der polnische Widerstand gegen die kommunistische Regierung kristallisierte sich am Marienheiligtum Tschenstochau.
Eine ähnliche Bedeutung hat in Nepal der Potala, der Klosterpalast des vertriebenen Dalai Lama.


Wallfahrten haben trotz ihrer struktur- und meist wertkonservativen Voraussetzung die immanente Tendenz zu Verselbständigung. Sie können zum Kristallisationskern eines religiösen Sonderguts werden, mit der Tendenz der Unterminierung des offiziellen Glaubens. Die Ereignisse rund um Medjugorje sind dafür ein aktuelles Beispiel. Religionsführer sind deshalb stets darauf bedacht, die jeweiligen Wallfahrtsleitungen mit zuverlässigen Sachwaltern zu besetzen.
Nicht zuletzt aus diesem Grunde sind Lourdes und Fatima zugleich auch Bischofssitze.

Doch sowohl die heterodoxe wie die orthodoxe Wallfahrt erreicht zuletzt ihr geografisches Ziel, den Ort des offenbaren Heils.
Was macht dessen Attraktivität aus?

Bei historischen Orten wie Jerusalem, Rom, Mekka, die Höhle von Amarnath in Indien (sie gilt als Inkarnation der Göttin Shiva) liegt die Antwort auf der Hand. Ihre alterwürdige Tradition verbürgt, dass die verehrte Macht hier schon einmal nahe war und somit auch wieder gegenwärtig sein kann.

Wallfahrtsorte der Heilung und Erscheinung legitimieren sich durch die Übernatürlichkeit des Phänomens. Sie sind zugleich das Experimentum Crucis. Bleiben Wunder oder Erscheinungen aus, so sinkt die Akzeptanz des Gnadenortes.
Das nur halbherzig von Rom akzeptierte Medjugorie legitimiert sich durch den Fluss der von dort ausgehenden Privatoffenbarungen und deren glaubensstärkender Kraft. Mögen diese Offenbarungen auch noch so hetero- oder paradox sein.

Nordenau wäre ohne die dem Schieferstollen zugeschriebene Wunderkraft das stille Dörfchen geblieben, das es ehemals war.
Inhalt und Zentrum der Nordenauer Wallfahrt ist selbstverständlich erst einmal die körperliche Heilung.
Die Heilung wird von einem paranormalen Geschehen erwartet, denn bislang steht die wissenschaftliche Verifizierung der Strahlungen und Schwingungen, oder wie immer man die Heilkräfte dort nennen will, aus.

So lange diese Wissenslücke also noch unbesetzt wird, ist sie zur Okkupation frei gegeben.
Vor dem Stolleneingang, doch eher abseits des breiten Weges, kündet eine vernachlässigt wirkende grabsteingroße Marienstatue davon, dass ein katholischer Priester in Nordenau Heilung fand. Als Dank an die Gottesmutter und ex voto ließ er den Gedenkstein aufstellen.
Weitere christliche Symbolik wird man auf dem Stollengelände nicht finden. In kirchlichen Veröffentlichungen wird dieser Heilungsort nicht definitiv als christlicher Wallfahrtsort genannt. Lediglich der Evangelische Pressedienst veröffentlichte 2001 einen freundlichen Bericht über das Dorf und seine kranken Besucher.

Weniger zurückhaltend gebärden sich New-Age-Gruppierungen, die Nordenau in die Sammlung anerkannter Kraftorte aufgenommen haben. So verkündet die theosophische Gruppierung „Share International“, dass Nordenau ein weiterer Beweis dafür sei, dass Christus in Form eines Buddha-Maitreja, eines verkörperten Buddhas, unter uns sei. Dieser Buddha-Maitreja habe den Stollen mit seiner Kraft imprägniert. Jeder also, der den Stollen betritt, werde von der Kraft dieses Christus berührt und geheiligt.

Wir sind nun an der Stelle angekommen, wo der ernsthafte Pilger umkehren sollte. Umkehren, um an den Ausgangsort zurück zu gelangen, aber auch um seine Reise zu überdenken.
Was war mein Ziel? Die Heilung. Habe ich dieses Ziel erreicht? Wie auch immer die Antwort auf diese Frage ausfällt, es stellt sich sofort eine weitere Frage: Wer oder was kann mich heilen? Wer kann mir erscheinen oder sich offenbaren außerhalb meiner selbst? Dem Christen mag das Jesus-Wort einfallen „Das Reich Gottes ist in euch“. Auch erinnert er sich, dass der Meister die Geldwechsler aus dem Tempel trieb und die Kranken heilte, indem er sagte „Deine Sünden sind dir vergeben“.
Den Kranken, der den Teich Bethesda belagerte, jedoch niemals hineingelangte, wenn der Engel den Teich in Wallung brachte, heilte er ohne Aufhebens, indem er demonstrierte, dass die göttliche Kraft allgegenwärtig und allmächtig ist.

Die Religionen glauben: Es gibt ein Sein, das über das aktuelle menschliche Bewusstsein hinausreicht. Dieses Sein wird von vielen Gott genannt.
Was auch immer sie unter dem Gottesbegriff verstehen, sei er theistisch, pantheistisch, nihilistisch, sie erkennen und bekennen ein göttliches Sein, ein Sein, das jetzt ist.
Jede Wallfahrt im Sinne einer Pilgerreise zum göttlichen Zentrum, hat somit eigentlich ihr Ziel schon erreicht bevor sie aufgebrochen ist: Die Vergegenwärtig göttlichen Seins.

Lassen Sie mich schließen mit den Worten des amerikanischen jüdisch-christlichen Mystikers Joel Goldsmith. Am Ende seines Lebens, das er in statu viatoris, als Wanderer zwischen den Religionen, Kulturen und Kontinenten verbracht hatte, schrieb er in „Realization of Oneness“:

„Das Reisen hat mir stets Freude gemacht. Es gab mir Frieden und ich habe glückliche Stunden mit wundervollen Seelen verbracht, die ich an allen Ecken der Welt kennen lernte.
Das Ziel meiner Reisen war aber immer zu erfahren und zu verstehen, was es mit dem Reich Gottes auf sich hat. Ich habe keine Reise angetreten, weil ich glaubte, ich könne das Königreich Gottes an irgendeinem geografischen Ort finden, geschweige denn in irgend einem aufregenden Abenteuer.
Aber die Schönheit der Wüstennächte, die Tage, die ich an den großen Flüssen und Seen verbrachte, die Gemeinschaft mit verwandten Seelen, sie waren ein Stück des Weges hin zu dem Königreich Gottes, das in mir wohnt.“

Posted by Robert Berghausen at 18:39